Fallübersicht


Autor: Michael Leupold

Fallkommentar  |  Ethische Aspekte sozialprofessionellen Handelns mit suizidgefährdeten Menschen

Andrea Müller, 40 Jahre alt und an einer schizoaffektiven Psychose erkrankt, lebt seit über zehn Jahren in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft, die von dem Sozialarbeiter Dieter Meier betreut wird. Zusätzlich geht Andrea Müller regelmäßig zu ihrem ambulanten Psychiater Dr. Arnold Kastner und besucht seit dem Umzug in die Wohngemeinschaft von Montag bis Freitag eine Tagesstätte für Menschen mit einer psychischen Behinderung. Andrea Müller war in ihrer Jugendzeit mehrmals in der Psychiatrie und befand sich dort auch zeitweise gegen ihren Willen per Gerichtsbeschluss. Zudem hat sie Dieter Meier erzählt, dass sie bereits mehrere Suizidversuche unternommen hat. Der Bruder von Andrea Müller hat sich vor 15 Jahren das Leben genommen. Seit Andrea Müller in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft lebt, hatte sie keine psychischen Krisen und benötigte daher auch keine stationäre psychiatrische Behandlung mehr. In den regelmäßigen Gesprächen mit Dieter Meier wurden u.a. immer wieder die Sorgen und Bedenken von Andrea Müller aufgegriffen, ob sie bei einer erneuten suizidalen Krise „sofort weggebracht” und gegen ihren Willen behandelt würde. Online weiterlesen

Fallkommentar


Autorin: Véronique Conrad

Fallkommentar  |  Autonomie und Fürsorge

Alexandra Leicht ist 35 Jahre alt und ist seit ihrem 11. Lebensjahr an einer sehr seltenen Muskelerkrankung, namens Bethlem Myopathie erkrankt. Bei dieser Krankheit ist die Mobilität durch den fortschreitenden Schwund der Muskulatur erheblich ein-geschränkt, so dass sie auf ständige Hilfe im Alltag angewiesen ist. Alexandra Leicht lebte seit ihrer Geburt bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Sie wurde aufgrund ihrer Erkrankung stets von ihrer Mutter sehr verwöhnt, so dass Alexandra Leicht immer mehr die Entscheidungsrolle einnahm und den Tag auf ihre Weise strukturierte. So bestimmte sie z.B. zu welcher Zeit gegessen oder wann die tägliche Körperpflege durchgeführt werden sollte. Es fehlten dadurch klare Strukturen bezüglich des Tagesablaufes, es gab demnach auch keine festen Essenszeiten. Die Mutter ging in ihrer Rolle auf und erfüllte ihr jeden Wunsch.    Online weiterlesen

Fallkommentar


Autorin: Sigrid Graumann

Fallkommentar  |  Elternschaft und Selbstbestimmung

Frau E. (23) und Herr T. (22) (beide mit einer geistigen Beeinträchtigung) sind seit mehreren Jahren ein Paar. Vor fünf Jahren haben sie eine Tochter, Anna, geboren. Bei der Geburt wurde die Mutter von Herrn T. als Vormund für Anna bestellt. Herr T. lebt trotz der Beziehung zu Frau E. gemeinsam mit Anna und seiner Schwester (11) nach wie vor bei seiner Mutter (48), die auch seine gesetzliche Betreuerin ist. Frau E. wohnt in einer Einzimmerwohnung eines Trägers, der sie seit mehreren Jahren mit einem ambulanten Betreuungsangebot bei der Bewältigung ihres Alltags begleitet und unterstützt. Zwar möchten Frau E. und Herr T. gerne gemeinsam mit Anna zusammen wohnen, der Träger bietet jedoch keine entsprechende Hilfeform für Familien an und ohne Begleitung können sie den Familienalltag nicht stemmen. Daher sehen sich Frau E., Herr T. und Anna ausschließlich in der Freizeit und am Wochenende. Ein gemeinsamer Familienalltag findet nicht statt.  Online weiterlesen

Fallkommentar


Julia Engels

Fallkommentar   |   Zwangsmaßnahmen bei Anorexie

Die 19jährige Lisa M. leidet seit ihrem 14. Lebensjahr an einer diagnostizierten Magersucht und wiegt bei einer Körpergröße von 1,73m derzeit 46kg (BMI 15,4). Bei entsprechender Adaption des Körpers an die geringe Menge von Nahrungsaufnahme besteht derzeit keine akute Lebensgefahr, eine deutliche Gewichtszunahme und langfristige Stabilisierung des Allgemeinzustandes sind jedoch wünschenswert. Sie ist sich ihrer Krankheit bewusst und lebt aufgrund eines schwierigen Verhältnisses zu ihrer alleinerziehenden Mutter seit einem Jahr in einer Einrichtung für junge Frauen mit Essstörungen.   Online weiterlesen

Fallkommentar


Autorin: Regina Friedmann

Fallkommentar   |   Autonomie - ein Beispiel aus dem Betreuungsalltag

Frau T. ist Rollstuhlfahrerin und wohnt aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung und einer Lernschwierigkeit in einer Wohngruppe eines freien Trägers. Aufgrund zeitweise aggressiven Verhaltens erhält sie eine Dauermedikation mit sedierender Wirkung. Zwischen ihrem Wohnheim und der nächstgelegenen Station des öffentlichen Nahverkehrs und zu ihrer Arbeitsstelle kann sie sich selbstständig bewegen, unbekannte Strecken oder solche mit mehrmaligem Umsteigen fährt sie nicht alleine. Regelmäßig trifft sich Frau T. im Stadtzentrum mit einer Freizeitgruppe, bestehend aus Menschen verschiedenen Alters mit und ohne Behinderungen. Den Weg dorthin bewältigt sie mithilfe eines privaten Fahrdienstes und den Freunden vor Ort. Da das Kind eines Freundes aus der Freizeitgruppe getauft wird, lädt dieser alle Gruppenmitglieder, unter anderem auch Frau T., zu der Tauffeier und dem daran anschließenden Kaffee-Trinken ein.    Online Weiterlesen

Fallkommentar


Fallvignette 

Pflegeverweigerung – Frau Köhler

Frau Köhler (87) lebt seit neun Jahren in einem Altenpflegeheim. Sie leidet an fortgeschrittener Alzheimer-Demenz. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie vierzig Jahre lang einen Elektroinstallationsbetrieb geführt. Ihre Tätigkeiten umfassten dort die Buchführung und Büroarbeiten. Gegenüber ihren Mitarbeitern fungierte sie zudem als „gute Seele“ des Betriebs. Pflegende spricht sie oft als ihre Mitarbeiter an und weist ihnen bestimmte Aufgaben im Elektrobetrieb zu. Frau Köhler ist eingeschränkt mobil. Einen Großteil der Zeit sitzt sie im Rollstuhl und bewegt sich mit diesem fort. Kurze Strecken läuft sie unter großer Anstrengung und ausschließlich nach motivierender Zuwendung zu Fuß. Sie ist harn- und stuhlinkontinent und trägt aufgrund dessen eine Inkontinenzeinlage, die von den PflegerInnen regelmäßig gewechselt wird.   Online weiterlesen

Fallvignette


Fallvignette

Einsatz von elektronischen Überwachungssysteme bei Demenz - Frau Meyer

Frau Meyer ist 84 Jahre alt und lebt seit drei Jahren in einem Pflegeheim in ihrer Heimatstadt. Sie ist an Alzheimer-Demenz erkrankt. Neben Phasen stark eingeschränkter örtlicher und zeitlicher Orientierungslosigkeit existieren tagesformabhängig Zeiten, in denen Sie Ihrem Sohn und den MitarbeiterInnen des Heims orientiert gegenübertritt. Sie kann dann Entscheidungen über ihre alltäglichen Angelegenheiten wie z.B. die Auswahl des Essensmenues, die Teilnahme an den Konzerten ihrer nahegelegenen Kirchengemeinde oder die Auswahl der Kleidung selbständig treffen. Auch geht sie in die nahegelegene Bäckerei und kauft Kuchen ein.     Online weiterlesen

Fallvignette


Fallvignette

Rechtsradikalität - Harald K.

Der Sozialpädagoge Harald K. arbeitet als Streetworker mit rechtsorientierten Jugendlichen im Vorort von Hannover. Nach anfänglichen Ablehnungen seitens der Jugendclique hat er seit ca. einem halben Jahr einen guten Kontakt zu allen Jugendlichen aufgebaut. Gegenüber den Jugendlichen musste er sich jedoch verpflichten, Gespräche nicht an Dritte weiterzugeben. Online weiterlesen

Fallvignette


Fallvignette

Kindeswohl – Fall Caroline

Seit Mai letzten Jahres wird die Familie des zweijährigen Kindes Caroline und des fünfjährigen Sohnes Oliver durch eine Jugendamtsmitarbeiterin (ASD) betreut. Grund für die Betreuung war eine Verwahrlosung des Haushalts und eine mögliche Vernachlässigung der beiden Kinder, die der Sozialarbeiterin aus verschiedenen Quellen bekannt geworden war. In regelmäßigen Gesprächskontakten hatte die Sozialarbeiterin verschiedene Vorschläge zur Hilfestellung gemacht, welche die Mutter des Kindes regelmäßig zurückgewiesen hatte. Online weiterlesen

Fallvignette


Fallvignette

Kindeswohl – Fall Kerstin S.

Kerstin S. ist Sozialpädagogin in einer Schule mit dem Förderschwerpunkt soziale Entwicklung. Sie hat die Vermutung, dass ein Mädchen aus ihrer Gruppe, Melanie F. innerhalb ihrer Familie misshandelt und geschlagen wird. Die Sozialpädagogin sieht mehrmals blaue Stellen an den Oberarmen und Striemen auf dem Rücken. Melanie macht zwar versteckte Andeutungen, Kerstin S. ist sich jedoch sicher, dass sie nie gegen ihre Eltern aussagen würde.   Online weiterlesen


Fallvignette

Diagnosestellung "Asperger-Syndrom"

Anna-Lena ist 12 Jahre alt. Seit vier Wochen besucht sie die Therapie eines Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Die Eltern berichten in den Gesprächen mit dem Therapeuten, ihre Tochter sei bereits von der Erzieherin in der Kita und der Grundschullehrerin als extrem zurückgezogen beschrieben worden. Anna-Lena sei verträumt und oft mit eigenen Belangen und Gedanken beschäftigt, die Handlungsabläufe seien dementsprechend unkoordiniert. Auch die Eltern erleben ihre Tochter seit dem Kleinkindalter als zurückgezogen, ängstlich und schüchtern. Aufgrund ihrer guten Schulleistungen wechselte Anna-Lena nach der Grundschule auf das Gymnasium. Nach kurzer Zeit habe sie hier, den Eltern und der LehrerInnen zufolge, eine Außenseiterposition inne gehabt. Die Klassenlehrerin, die Anna-Lena seit der fünften Klasse bis heute unterrichtet, berichtete den Eltern, dass Anna-Lena lieber für sich arbeite und sich weder im Unterricht noch in der Pause gerne Gruppensituationen zuordne. Die Freizeit, so Anna-Lena heute selbst über sich, verbringe sie gerne für sich mit Lesen von Fachzeitschriften z.B. „Geo“, ca. einmal in der Woche treffe sie sich mit einer Freundin, die sie schon seit der Grundschule kennt. Der Versuch im letzten Jahr, so die Eltern, sie in einen Reitverein zu integrieren scheiterte, da Anna-Lena verängstigt auf andere Kinder reagierte und sich weigerte weiterhin am Reitunterricht teilzunehmen. Gruppenfahrten mit der Klasse oder Feiern lösen bei ihr große Ängste aus.   Online weiterlesen

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